Über das Wochenende konnten die freiwilligen Helfer noch durchatmen – am Montag nun wird die Lage ernster für rund 100 Männer und Frauen, die sich in das Katastrophengebiet rund um Ahrweiler in Rheinland-Pfalz begeben sollen. „Ich wurde um 0.30 Uhr geweckt mit der Information, dass ein Hilfeersuchen aus der Region an uns eingetroffen ist“, erklärt Landrat Christian Tylsch (CDU).
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In der Region Ahrweiler sind 110 Menschen ums Leben gekommen, 670 Personen wurden verletzt. Fast 4.000 Menschen gelten immer noch als vermisst. Rund 30.000 Einwohner sind von der Trinkwasser-, Strom- oder Gasversorgung abgeschnitten.
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Seit kurz nach Mitternacht laufen an diesem Montag die Vorbereitungen, um aus dem bereits am Donnerstag angebotenen Personalpool und Fahrzeug-Tross tatsächlich einen Konvoi auf die Straße zu bringen. Das Hilfsangebot wird konkretisiert: Feuerwehr, DRK, Johanniter machen sich bereit. Die Kolonne könnte fast 900 Meter lang werden.
Kreissprecher Ronald Gauert konkretisiert Montagmittag: „Wenn unsere Kräfte vom Krisenstab des Innenministeriums konkret angefordert werden, rollen wir spätestens vier Stunden später vom Hof.“ Der „Hof“ ist in diesem Fall der Dessora-Park zwischen Oranienbaum und Dessau, in unmittelbarer Nähe zur Autobahn A9. Da man als Kolonne anders als mit einem Einzelfahrzeug fahren muss, geht die Kreisverwaltung von mehr als elf Stunden Anfahrtszeit aus. Marschgeschwindigkeit sind 60 Stundenkilometer. Zwei Stunden sind für Pausen eingeplant.
Einsatz von 48 Stunden
Dann sollen die Männer und Frauen für 48 Stunden direkt ins Katastrophengebiet gehen und dort die Kräfte aus Thüringen und dem Saarland ablösen, die schon über das Wochenende die einheimischen, unmittelbar von der Katastrophe betroffenen Feuerwehren und Hilfsorganisationen entlastet hatten.
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Viele Brücken sind rund um Ahrweiler zerstört. Abwasser und Gefahrstoffe laufen in die Ahr. Zahlreiche Ortschaften wurden noch nicht von den Rettern erkundet. Man kommt schlicht nicht heran, weil Trümmer die Straßen blockieren – oder die Straßen weggespült wurden.
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„In dieser extremen Notsituation ist es für uns ganz normal zu helfen. Gerade aus den Hochwasserkatastrophen seit 2002 wissen wir im Landkreis Wittenberg um den Wert tatkräftiger Unterstützung, die wir in Krisen stets aus dem gesamten Bundesgebiet erfahren haben. Nun werden unsere engagierten Kameraden mit ihrer Technik an der Ahr helfen“, so Landrat Christian Tylsch.
Wann genau sich der Tross in Bewegung setzen wird, hängt von der konkreten Anforderung der Katastrophenstäbe ab. Bis zum Dienstagvormittag stand das noch nicht fest. Nur, dass die Helfer zum Einsatz kommen werden, sei sehr sicher.
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Das Zeitfenster bis zum Abmarschbefehl wird fleißig genutzt. „Das geht los beim Organisieren von mobilen Internet-Hotspots für die Truppe bis zu Sonnencreme. Je mehr Zeit wir dafür haben, umso besser“, erklärt Tylsch. „Das zerrt natürlich aber auch am Nervenkostüm der Stäbe, aber natürlich auch an dem der freiwilligen Helfer. Das geschieht aber auch alles in dem Bewusstsein, dass uns in den letzten Jahren bei den Hochwasserkatastrophen der Elbe immer wieder so umfangreich geholfen wurde.“
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Appell an alle Arbeitgeber
Kreisbrandmeister Peter von Geyso wird da plastischer: „Wir sind gespannt wie ein Flitzebogen. Jeder will helfen, jetzt warten wir nur drauf, dass wir helfen dürfen“. Er appelliert an die Arbeitgeber der Männer und Frauen, in dieser Lage die ehrenamtlichen Helfer für den Einsatz freizustellen.
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Das Personal dafür kommt aus allen Teilen des Kreises. Zum Einsatz kommen Fahrzeuge aus Abtsdorf und Jessen sowie ein „Zug Brandbekämpfung“ von den Freiwilligen Wehren aus Kemberg, Wittenberg-West, Seyda, Rotta, Pratau und Linda. Dazu bieten die Kameraden aus Gräfenhainichen, Cobbelsdorf und Oranienbaum Technische Hilfe an.
Die Bad Schmiedeberger helfen mit Kameraden aus.
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Die Feuerwehr Kameraden aus Thießen, Zahna, Bülzig, Mühlanger, Annaburg, Tornau und Coswig unterstützen bei der Wasserversorgung der Bevölkerung an der Ahr. Zur eigenen Absicherung unserer Helfer und Helferinnen fahren zwei KTW (Krankentransporter) vom DRK und den Johannitern mit.
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Für die Stromversorgung die Kolonne aus dem LK Wittenberger werden vier eigene Generatoren mitgenommen.
Rund 100 Männer und Frauen sollen mit 25 Fahrzeugen zum Hilfseinsatz nach Rheinland-Pfalz fahren.